Juni 10

Wenn ich an ein optimales Training denke, dann schaue ich gerne mal über den Teich.

Was machen andere Länder und Nationen, um optimal zu trainieren. Das, was deutsch ist, kann ja nicht wirklich gut sein.

Vielleicht hängt es dir schon zum Hals raus: Lauf!

Ja, das ist auch mein Motto. Laufen ist verdammt wichtig. Nicht nur für dich als Parkinson-Patient, sondern für uns Menschen überhaupt. In der Zeit als Jäger und Sammler haben wir täglich große Strecken zurückgelegt. Unser Körper ist sozusagen fürs Laufen gemacht. Doch mit der Entwicklung zum Bürohengst und der Chauffeurin ist das Laufpensum, das wir jeden Tag erfüllen, kleiner geworden.

Gesundheitsfördernd ist unsere Sitzmentalität nicht gerade. Die Zahlen an Rückenbeschwerden nehmen zu.

Unser Körper folgt einem Prinzip: »Use it or lose it!«

»Use it or lose it« bedeutet, dass der Körper alles, was nicht benötigt wird, abbaut.

Indem du deinem Körper regelmäßig Bescheid gibst, dass du deine Muskeln, grauen Zellen und Knochen noch brauchst, kannst du den Verfall abbremsen.

Beim Laufen kannst du Folgendes fördern:

  • die Durchblutung
  • die Ausdauer
  • die Kraft
  • das Gangbild
  • die Verdauung
  • den psychischen Ausgleich
  • das Wohlbefinden

 

Die kleinen Mikrobewegungen und Erschütterungen kräftigen auch den Knochen und stärken die Koordination in den Gelenken.

10.000 Schritte am Tag sind empfehlenswert.

 

Warum sollte das für einen an Parkinson Erkrankten anders sein?

Im Bezug auf Parkinson hat das Lauftraining oder die Gangschule noch mehr Vorteile:

  • Lockerung
  • Entspannung
  • Schmerzlinderung
  • Training der Bewegungsabläufe
  • Einüben von Multitasking
  • Förderung des Gleichgewichts
  • Stärkung der sozialen Interaktion

 

Ein tägliches Lauftraining im Freien oder die Gangschule zu Hause kann dir dabei helfen, länger selbstständig zu bleiben. Mache daraus eine Gewohnheit, die du konsequent – egal ob Sommer oder Winter, egal ob es regnet oder schneit – durchführst.

Überlege dir vorab, wie du garantieren kannst, jeden Tag zu laufen. Dein Körper braucht das.

 

In der Praxis sehe ich, dass die Fähigkeiten ab- und die Beschwerden zunehmen, wenn das Pensum des alltäglichen Bewegens verringert ist.

Schon oft standen Patienten niedergeschlagen neben mir, weil die Beschwerden zugenommen haben.

Falls das gerade jetzt auf dich zutrifft, dann überlege mal:

Welche Übungen oder sportliche Aktivitäten haben dir in der Vergangenheit geholfen? Hast du diese Tätigkeiten, aus irgendwelchen Gründen auch immer, eingeschränkt oder sogar ganz eingestellt?

 

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die dein Gleichgewicht ins Schwanken bringen.

Es steht dir jederzeit frei, deine Übungen oder sportlichen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Wenn das Eine nicht klappt, wie wäre es dann mit einer Alternative?

Was das Laufen betrifft, wäre ein Laufband die Lösung. Auch im Winter oder bei Regen kannst du es nutzen.

Eine andere Möglichkeit ist, in überdachten Einkaufszentren laufen zu gehen oder zu Hause eine Strecke festzulegen.

 

Egal, was du dir aussuchst, wofür dein Mut und deine Kapazitäten reicht: Du musst es tun!

Und gerade beim Tun scheitert es leicht und gerne, denn wir alle finden schnell die passende Ausrede, warum etwas gerade jetzt nicht oder überhaupt nicht geht.

»Laufband! Da gucken ja alle.«

Stimmt, vermutlich schon. Da gucken alle.

Aber nicht immer heißen diese Blicke »Verachtung«. Oft ist es Neugierde, manchmal auch Mitleid oder die Angst vor dem, was noch kommt.

Was ich aber auch sehr oft erlebt habe, ist, dass der Erfolg mitverfolgt wird. Ja, es ist kaum zu glauben, wenn man plötzlich angesprochen wird. »Das hat heute aber super geklappt! Ich weiß noch, wie Sie das erste Mal hereinkamen.«

Traue dich etwas. Und wenn du es dich nicht alleine traust, dann such dir Unterstützung. Für viele Erkrankte ist ein Hund die ideale Begleitung. Auf einmal sieht kaum noch einer, wie man läuft, alles dreht sich um den Hund. Perfekt!

Ich warte ja noch immer auf die Zeitungsannonce »Suche Leihhund zwecks Lauftraining.« Also bitte mache ein Foto von der Annonce, wenn du inserieren solltest, und schicke es mir. Ich würde mich riesig freuen!

 

Wie lange sollte die Strecke sein, die du läufst?

10.000 Schritt am Tag wären super.

 

Uff, das mag jetzt viel klingen und völlig abschrecken. Aber mal im Ernst, jetzt sind wir doch wieder beim Ausreden finden.

Klar, wenn du bisher nur vom Sessel zur Toilette schlufst, ist die Strecke utopisch. Aber schaue dir doch erst mal die Strecke an, die du aktuell schaffst.

Wie lang ist sie? Oder wie lange kannst du am Stück laufen?

Im Anschluss daran kannst du dir überlegen, wie dein persönlicher Plan aussehen könnte.

Wichtig ist, dass du sicher gehen kannst oder die nötigen Hilfsmittel mitführst.

 

Es gibt auch verschiedene Punkte, die du beim Üben beachten solltest.

  • Wenn du überbeweglich bist, solltest du dich nicht überfordern.
  • Bei Schwierigkeiten mit dem Blutdruck solltest du ebenfalls auf deine Sicherheit achten.
  • Hast du die Neigung, das Training zu übertreiben oder dich zu stark zu schonen?
  • Zu welchen Zeiten kannst du dich optimal bewegen?
  • Worauf musst du persönlich sonst noch Rücksicht nehmen?

 

Du bist der Experte für deinen Körper, also nutze deine Kenntnis aus, um z. B. die optimalen Zeiten festzulegen.

Vielleicht bist du gerade in einer Phase, in der dir das Laufen nicht mehr flüssig gelingt. Okay. Aber wäre dies jetzt ein Grund gar nicht erst zu laufen? Oder meinst du, dass es vielleicht besser wäre, nach einer Methode zu suchen, wie du dein Training doch durchführen kannst.

Meine Überzeugung ist, dass es ohne Training schneller schlechter wird.

Du kannst Methoden finden, wie du mit dem Freezing umgehen kannst. Du kannst in optimalen Momenten für die Off-Zeiten trainieren. Das ist sinnvoll, damit du dann trotzdem zur Toilette gehen kannst.

Daher: Trainiere die Fähigkeiten, bei denen du Schwierigkeiten hast.

Das Gehen ist immens wichtig.

Häufige Befehle und Korrekturen können dir helfen, dein Gangbild zu verbessern.

Mache viele Wiederholungen.

Wenn du längere Strecken nicht laufen kannst, laufe mehrmals kürzere.

Mache regelmäßig Pausen und überfordere dich nicht.

Denke auch daran, auf unterschiedlichen Untergründen zu laufen und deine Fähigkeiten auch hier auszubauen oder zu trainieren. Das sorgt dafür, dass du hier fit bleibst.

Wenn du mit einer Tätigkeit Schwierigkeiten hast, sobald deine Medikamente nicht mehr optimal wirken, dann trainiere diese Tätigkeit in guten Momenten. Das wird dir in schlechten Zeiten helfen, agiler zu sein. Überlege dir mögliche Taktiken, um dich für das Off zu wappnen.

 

Wie wird das Laufen für dich zum Elixier?

  1. Indem du täglich läufst – also auch im Winter und bei schlechten Witterungsverhältnissen
  2. deine persönliche Trainingsstrecke wählst
  3. die Untergründe abwechselst
  4. im On trainierst, um im Off Erleichterung zu haben
  5. dir häufige Befehle/Korrekturen gibst
  6. auf deine Sicherheit achtest
  7. dich nicht überbelastest und Pausen einhältst

 

Schlussendlich bleibt das Wichtigste an dir hängen:

Laufe trotz und wegen Parkinson!

 

Silke