Juni 2

Was kannst du tun, wenn bei Parkinson unter Gangstörungen leidest?

Gehen ist eine automatisierte Fähigkeit. Dadurch, dass Nervenzellen in einem kleinen Teil des Hirnstamms absterben, verändert sich das Gangbild. Die Schritte werden kleiner. Der Schwung in einem Arm fehlt. Die Haltung verändert sich. Das Gleichgewicht kann sich schleichend verschlechtern.

Reduzierst du in einer solchen Situation dann noch nach und nach deine Aktivitäten, weil dir einfach alles schwerfällt, verlierst du wahrscheinlich auch die Übung. Es ist ein Teufelskreis, der entstehen kann.

Den Teufelskreis kannst du mit bewussten Bewegungen durchbrechen. Wichtig ist häufig zu üben, damit dir die Fähigkeit erhalten bleibt und du dir vielleicht auch einen besseren Bewegungsverlauf einprägen kannst. Eine positive Stimmung verbessert deine Aufnahmefähigkeit. Durch regelmäßiges Üben stärkst du auch deine Belastbarkeit.

Grundsätzlich hilft es dir, wenn du dir früh in der Erkrankung einen aktiven Lebensstil aneignest und möglichst regelmäßig Sport treibst.

 

Um Gangstörungen bei Parkinson vorzubeugen oder zu lindern, ist es wichtig, das Gehen gesondert zu schulen. In der Anfangszeit genügt es, wenn du dich täglich dazu verpflichtest spazieren zu gehen, zu walken und möglichst die Treppe zu nehmen. Wenn du dich darauf konzentrierst, möglichst optimal zu gehen, dann erhältst du diesen Zustand so lange wie möglich.

Doch im Laufe der Erkrankung gibt es immer wieder Phasen, in denen es bergab geht und du eine deutliche Verschlechterung spüren kannst. Eine Optimierung der Medikamente ist dann hilfreich. Daneben ist aber auch eine gezielte Gangschule mindestens genauso wichtig.

 

Konzentriere dich darauf, was du konkret verbessern möchtest!

 

Als Parkinson-Patient ist es schwierig selbst wahrzunehmen, was sich verschlechtert hat. Das liegt daran, dass die Veränderung oft schleichend beginnt. Außerdem haben wir blinde Flecken, die nur andere Menschen sehen. Wir selbst übersehen unsere Schwächen leicht. Darüberhinaus ist die Erkenntnis auch durch den Dopamin-Mangel erschwert.

Konstruktive Hilfe von Außen kann dir jetzt helfen.

 

Wer kann dir hier Beistand leisten?

Gute Hinweise können dir dein Partner oder Familienangehörige geben. Natürlich auch dein Arzt oder Therapeut. Aber ich nehme an, Menschen aus deiner direkten Umgebung siehst du häufiger und kannst sie leichter fragen.

Leider kann es schwierig sein, die Tipps von Außen anzunehmen. Leicht sind Kränkungen möglich. Manchmal nervt es auch einfach, wenn man ständig Ratschläge bekommt, was man tun oder nicht tun soll. Besonders im persönlichen Umfeld kann das zu Spannungen führen.

 

Was kannst du tun, wenn du selbst betroffen bist und dich das ständige „Genörgel“ nervt oder andersherum, du willst deinem Angehörigen nicht auf die Nerven gehen und Spannungen abbauen.

Redet drüber. Ganz offen und ehrlich. Ich-Botschaften helfen hier.

„Ich möchte dir helfen.“
Oder: „Ich möchte dich nur daran erinnern, wenn du wieder kleine Schritte machst.“

Aber auch das Zeigen von Gefühlen kann helfen. „Ich fühle mich hilflos, wenn ich dir zusehe, wie du immer schlechter läufst.“

Aus der Betroffenen-Perspektive können die Botschaften ganz anders aussehen:
„Ich bin verärgert, weil ich ständig …“ statt „Du gehst mir auf den Geist.“

 

Es ist völlig verständlich, dass du wütend bist, wenn du immer wieder den gleichen „Fehler“ machst. Und es ist natürlich auch frustrierend, wenn man selbst nicht betroffen ist und an gemault wird. Doch jeder für sich entscheidet, was er daraus macht. Schau hier, was dir wirklich gut tut.

Daher wäre: „Ich möchte es nicht ständig hören“ durchaus legitim. Allerdings versperrst du dir so die Möglichkeit, dass ein Außenstehender deine alltäglichen Fähigkeiten zusätzlich fördert. Finde hier eine Reglung, die zu dir passt.

 

Schau, wenn es hier Konflikte geben sollte, genau hin. Was passiert und warum? Wie kannst du das zum Positiven wenden?

 

Anmerkungen, die aus einem professionellen Mund kommen, sind oft leichter verdaulich. Daher kann es hilfreich sein, bei Bedarf eine neutrale Person aufzusuchen. So lassen sich Spannungen zu Hause auch umgehen.

 

Das Gangbild bei Parkinson verbessern

Mögliche Punkte, die du am Gangbild verändern kannst, sind:

  • Geschwindigkeit
  • Rumpfrotation
  • Schwingen eines Armes
  • Schrittlänge
  • Gleichgewichtsschwierigkeiten
  • Aufrichtung
  • Füße nicht mehr anheben

 

Einige dieser Punkte hängen miteinander zusammen. Wenn deine Schrittlänge verkürzt ist, dann gehst du vermutlich auch langsamer.
Wenn du nach vorne geneigt bist, machst du meistens auch kleinere Schritte.

 

Setze dir ein Ziel

 

Ein konkretes Ziel hilft dir bei einer Veränderung in deinem Leben. Natürlich wäre es toll, wenn du mit einer einfachen Übung bewirken könntest, dass du trotz Parkinson in der Masse von Menschen nicht mehr auffällst, aber das ist utopisch. Deine Symptome werden dich verraten.

Setze dir am besten wirklich nur ein Ziel. Damit erhöhst du wie Wahrscheinlichkeit, dass du etwas bewirken kannst.
Konzentriere dich voll auf dieses Ziel.

Verbessere z. B. deine Ganggeschwindigkeit, indem du dich beim Gehen auf die Schrittlänge konzentrierst. Trainiere auf dem Laufband und versuche dabei das Tempo zu steigern. Tue das Notwendige hierfür immer wieder.

Willst du hingegen deine Haltung verbessern, dann konzentriere dich beim Gehen nur auf die Haltung. Wähle ein wichtiges Element aus – z. B. das aufrechte Gehen. Übe dies eine längere Zeit am Stück. Sechs bis zehn Minuten sind sinnvoll, um wirklich etwas zu erreichen. Dein Körper und insbesondere dein Gehirn brauchen viel Zeit. Außerdem sind Wiederholungen wichtig.

Erst wenn du merkst, dass es sich wirklich bessert, kannst du eine zweite Komponente hinzunehmen!

Im zweiten Schritt möchtest du vielleicht nicht nur, dass du aufrecht gehst, sondern auch das Schwingen deiner Arme verbessern oder die Schrittlänge. Wähle wieder einen Punkt aus. Übe dann das Aufrichten und die Schrittlänge oder das Schwingen deines Armes gleichzeitig auszuführen.

Geh, wenn es nötig ist, immer wieder einen Schritt zurück und konzentriere dich nur auf das Aufrichten. Nur so schaffst du es, auch wirklich im Alltag eine Veränderung zu bewirken.

Für eine tatsächliche Veränderung ist es notwendig, das aufrechte Gehen zu Hause, im Freien oder wenn du abgelenkt bist, zu üben. Hierdurch verändert sich der Reiz. Häufige Wiederholungen sind auch hier essentiell.

Natürlich kannst du neben der isolierten Gangschulung manche Punkte auch mit anderen Übungen unterstützen.

 

Passende Übungen

Aufrichtung:

  • Lockerung und Kräftigung der Muskulatur
  • Haltungsschulung

 

Gleichgewicht:

  • Gleichgewichtsübungen
  • Krafttraining
  • Sport wie Tanzen, Yoga …

 

Schrittlänge:

  • Lockern
  • Aufrichtung
  • Vielleicht sogar Gleichgewichtsübungen (abhängig von der Ursache der verkürzten Schrittlänge)

 

Rumpfrotation:

  • Lockerung

 

Freezing kann ebenfalls zu Gangschwierigkeiten führen. Betrachte hierzu dein Problem gesondert.

 

Schlussendlich kannst du dir erstmal anschauen, was dir schwerfällt und was du konkret verändern möchtest. Anhand dessen wählst du dein Ziel und deine Übung(en).

Führe die Übung regelmäßig aus und integriere sie in deinen Alltag.

Kontrolliere deine Ergebnisse.

 

Ja, in allem hört sich das nach mächtig viel Arbeit an. Das kann abschrecken, überhaupt etwas zu tun. Aber du kannst es dir auch gerne leicht machen. Ein entscheidender Schritt ist, dass du deinen Gang schulst und viel gehst. Solltest du hiermit nicht weiterkommen und dir einen konkreten Plan wünschen, ohne viel nachdenken zu müssen, hast du die Möglichkeit ein individuelles Übungsprogramm zu bekommen. Weitere Informationen findest du hier.

Leg am besten gleich los und werde fit trotz Parkinson.