Bei Parkinson ist die Lebenserwartung nahezu identisch im Vergleich zu gesunden Menschen. Allerdings nimmt die Lebensqualität im Laufe der Zeit bis hin zum Endstadium ab. Erkrankte werden möglicherweise immer unbeweglicher und inaktiver. Bewegung und ein aktiver Lebensstil wären gute präventive Maßnahmen. Aber die Erkenntnis oder die Motivation kommen für Einige zu spät. Die Folge: Er/sie schläft oft ein, kippt zur Seite und der Zustand wird immer nur noch schlimmer. Es ist ein Teufelskreis, aus dem der Betroffene oft alleine nicht mehr herauskommt. Besonders jetzt - durch die Corona-Pandemie- haben sich viele Situationen verschärft. Die Therapien sind zu oft ausgefallen. Normale Aktivitäten wurden reduziert. Der Stress und die Angst haben zugenommen. Um dem entgegenzuwirken und dich jetzt zu unterstützen gebe ich dir 21 Tipps, wie du deinem Angehörigen möglicherweise helfen kannst.
Sorge für dich selbst
Gleich vorweg möchte ich dir einen wichtigen Tipp geben. Es ist grundsätzlich wichtig, dass du gut für dich selbst sorgst. Wenn du keine Energie mehr hast, erschöpft, überfordert, gereizt bist, wird auch dein Angehöriger darunter leiden. Ich weiß, wie viele Menschen ein schlechtes Gewissen haben und daher geneigt sind, bis zum Umfallen zu pflegen. Im Folgenden geben ich dir viele verschiedene Tipps. Nicht alle werden zu deiner Situation passen. Es mag auch sein, dass dich einige überfordern würden. Daher: Sorge gut für dich! Mehr Anregungen dazu findest du auch in meinem zweiten Blog.
21 Tipps, um einen Angehörigen zu aktivieren
1
Medikamente
Wenn du mich kennst, weißt du, dass ich die Medikamente gerne zuerst erwähne. Auch wenn ich mir hiervon nicht zu viel verspreche. Aber es kann sehr wichtig sein. Daher frage den Arzt um Rat. Warte aber mit weiteren Maßnahmen nicht, bis zum Arztbesuch oder Klinikaufenthalt, sondern nutze die Zeit sinnvoll.
2
Schlaf
Wenn dein Angehöriger schlecht durchschläft, tagsüber immer wieder einschläft und so aus dem Rhythmus ist, hilft es, dieses Problem anzugehen. Möglicherweise ist folgendes hilfreich: Medikamente optimieren, Tagesablauf anpassen, Aktivitäten planen/durchführen, lüften, mehr (Tages-)Licht, tagsüber mehr Geräusche.
3
Aktivitäten/Reize
Nicht nur für einen besseren Schlaf sind Aktivitäten und Reize wichtig. Auch das Gehirn und die Vernetzung der Gehirnzellen braucht Reize. Die Muskeln brauchen Herausforderungen und auch der Stoffwechsel muss regelmäßig angeregt werden. Ohne das bauen Körper und Gehirn ab. Daher empfehle ich im Tagesverlauf bewusst mehr Aktivitäten und Reize zu setzen.
4
Wie sitzt man?
Manche Orte sind einfach bequem. Auch Gewohnheiten spielen eine Rolle. Sicherlich mag es anfangs schön aussehen, wenn Vati bequem in seinem Sessel sitzt und die Füße hochgelegt bekommt. Sitzt jemand aber dauerhaft so, ist es nach dem im Bett Liegen der schnellste Weg zum Abbau der Fähigkeiten.
Besser wäre es, den Sitzplatz und auch die Bequemlichkeit zu variieren. Es ist nicht schlimm, wenn jemand mal zur Seite kippt und sich anstrengen muss, um gerade zu sitzen. Es ist gut, wenn man jemanden mal bequem platziert, damit er sich ausruhen kann. Auf die richtige Dosis kommt es an und auch darauf, Abwechslung zu bieten.
5
Wo hält man sich auf?
Unterschiedliche Orte, Lichtverhältnisse, Geräuschkulissen geben andere Reize und können aktivierend wirken. Daher kann es empfehlenswert sein, einen Rollstuhl an unterschiedlichen Orten zu platzieren, statt immer nur im halbdunklen Wohnzimmer
6
Ball spielen
In vielen Einrichtungen und Kliniken ist das Ballspielen mit Senioren eine Gewohnheit. Einen Ball kann man werfen und fangen, schwingen, hochheben, schießen oder einfach nur festhalten und auf dem Schoß rollen. Das kann anregend und unterhaltsam sein.
7
smoveys
smoveys können ebenfalls sehr anregend sein. Angehörige können sie manchmal noch ganz gut im Sitzen oder Stehen schwingen. Man kann einen pflegebedürftigen auch abrollen und so Schmerzen lindern oder die Verdauung anregen. Auch die Lymphflüssigkeit lässt sich durch die Vibration stimulieren.
8
Abbürsten
Jede Form der Berührung kann für Parkinson-Erkrankte im Endstadium anregend sein. Abbürsten ist ebenfalls eine Methode zum Stimulieren.
9
Wackeligere Unterlage
Sitzt oder steht man auf einer wackeligeren Unterlage muss man sich mehr anstrengen, um die Haltung beizubehalten. Das kann die Haltung verbessern, die Muskulatur kräftigen.
10
Spazieren gehen
Regelmäßige Spaziergänge wirken belebend. Dabei kann man draußen oder drinnen spazieren gehen. Draußen ist der Vorteil, dass das Luft und Licht hinzukommen, die sich günstig auf die Stimmung auswirken können. Außerdem bekommt man etwas anderes zu sehen und trifft manchmal andere Menschen. Aber auch im Haus hilft es, wenn man auf und ab geht.
Ist ein Betroffener nicht mehr in der Lage selbstständig zu gehen, sind Spaziergänge mit dem Rollstuhl dennoch sehr angenehm. Der Angehörige kommt vor die Tür und der Betroffene frische Luft und Abwechslung im Alltag.
11
Übungsvideos
Übungsvideos können für Erkrankte sehr anregend sein. Mit Hilfe eines Videos wird oft mehr oder etwas anderes gemacht, als wenn man alleine übt. Außerdem kann die Autorität des Trainers von großem Vorteil sein, wenn sich Betroffene weniger leicht von Angehörigen motivieren lassen. Meine Erfahrung ist positiv, selbst wenn manche Betroffenen beim Üben einschlafen. Meistens haben sie sich dann dennoch mehr bewegt als ohne Video.
12
Aufstehen und Hinsetzen
Eine einfache, aber im Alltag sehr wichtige Übung, ist das Aufstehen und Hinsetzen. Diese Übung kräftigt die Beine und den Rücken, beugt der Immobilität und kompletten Abhängigkeit vor. Außerdem schont diese Übung langfristig den Rücken der pflegenden Angehörigen oder des Pflegepersonals.
13
Aus dem Fenster gucken
Nicht nur das Aufstehen und Hinsetzen ist wichtig, auch das Stehen selbst ist von großem Vorteil für den Stoffwechsel. Öfter mal aufzustehen und einfach stehen zubleiben hält fit. Ein kleiner Trick: einfach aus dem Fenster schauen.
14
Hobby
Nicht nur der Körper braucht Beschäftigung, auch der Geist will bewegt werden. Freude ist so wichtig für die Lebensqualität, daher möchte ich hier ein Hobby erwähnen. Ich kannte einen Architekten, der bis zum Ende jeden Tag seine Zeichnungen geschaut hat. Viele Parkinson-Erkrankte gehen auch anderen Hobbys nach wie Malen oder Holzarbeiten. Wichtig ist nur, dass es Freude bereitet und die Augen länger aufhält.
15
Handarbeiten machen
Kleine Handarbeiten können ebenfalls gut im Sitzen gemacht werden. So vergisst man auch leicht, dass man sitzt und dass es anstrengend wird.
16
Stehen
Stehen ist so wichtig, dass ich es nochmal separat aufführen möchte. Stehen allein ist eine wichtige Übung. Es stärkt die Haltung und Muskelkraft. Die Selbstständigkeit bleibt länger erhalten und die Mobilität gewährleistet. Doch leider wird Stehen oft nur als Mittel zum Zweck gesehen. Mal eben schnell und nur so lange wie nötig stehen bleiben. Dabei lässt es sich oft leicht steigern. 1 Minute oder 3. 10 Minuten oder sogar länger.
17
Musik
Musik hebt die Stimmung und lädt zum Bewegen ein. Das kann man leicht verwenden. Im Sitzen oder Stehen kann man sich zur Musik bewegen. Sogar das Gehen lässt sich mit einfacher Marschmusik verbessern. Trotz der Parkinson-Krankheit können viele Betroffene noch lange tanzen. Probiere es aus und lass dich überraschen.
18
Hausarbeit
Viele kleine Aufgaben können noch lange ausgeführt werden. Das dauert oft zwar lange, kann dennoch eine wichtige Tätigkeit darstellen, die den Tag ausfüllt. Daher kann das Anregen an der Hausarbeit mitzuwirken hilfreich sein. Egal, ob Wäsche falten, Kartoffeln schälen oder Kopfkissen beziehen.
19
Brettspiele
Einfache Spiele machen Freude und aktivieren ebenfalls. Bei Brettspielen oder beim Kartenspielen wird das Gehirn angeregt. Zusätzlich wird das Sitzen dynamischer und aktiver. Man lehnt sich immer wieder nach vorne, hebt einen Arm und plötzlich hat man etwas zum Reden. Ja, es ist nicht verwunderlich, wenn es anschließend zum Nickerchen kommt.
20
Kinder
Kinder können eine großartige Bereicherung im Leben sein. Sie haben einen anderen Einstieg zum Erkrankten. Außerdem wird z. B. das Ballspiel zur gegenseitigen Bereicherung.
21
Mehr trinken
Wer mehr trinkt, geht automatisch öfters zur Toilette. Dies ist ein kleiner Trick, um aktiver zu werden, aufzustehen und ein Stück zu gehen. Das Gehirn braucht ohnehin genug Flüssigkeit, um gut funktionieren zu können. Aber auch den Nieren und der Blase tut es gut, wenn die Organe gut durchgespült werden.
22
Computerspiele
Mit Computerspielen verhält es sich auf der einen Seite ähnlich, wie bei Brettspielen. Aber es gibt auch aktive Sportspiele, die das Gleichgewicht schulen können, wenn das noch geht. Oder Armbewegungen stimuliert werden. Das kann eine extra Herausforderung sein.
Und jetzt?
Teste gerne einige der oben stehenden Inspirationen. Es ist normal, dass nicht alles auf deine Situation übertragbar ist. Manches mag dir zu anstrengend erscheinen, an andere Tipps hast du vielleicht schon mal gedacht, aber wieder vergessen. Wichtig ist, dass jede Kleinigkeit etwas mithilft. Natürlich stärken besonders Übungen die Haltung und Muskulatur. Dafür wäre das Aufstehen und Hinsetzen, Spazierengehen und das Stehen hilfreich. Natürlich können gezielte Übungen weitere sinnvolle Maßnahmen sein. Vereinbare gerne einen Termin für ein Kennenlerngespräch, wenn du mehr Hilfe benötigst.
Werde fit trotz Parkinson