Pisa-Syndrom und Skoliose Bei Parkinson: 5 Ansätze für ein angenehmes Leben

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Kippst du im Sitzen oder Stehen ständig zur Seite? Fällt es dir schwer, dich wirklich richtig aufzurichten? 


Fehlhaltungen bei Parkinson

Die Parkinson-Symptome sind meistens einseitig betont. Das bedeutet, dass die Symptome, wie Steifheit, Unbeweglichkeit oder auch der Tremor, auf einer Seite stärker sind. Dadurch ergibt sich leicht eine schiefe Haltung. Durch die Störung der Halte- und Stellreflexe korrigiert dein Körper nicht mehr automatisch die Fehlhaltung. Da deine Wahrnehmung ebenfalls verändert ist, wirst du deine schlechte Haltung oft überhaupt nicht bemerken, sondern eher den Menschen aus deiner Umgebung auffallen und damit möglicherweise eine Ursache für Konflikte darstellen.

Doch nicht nur eine Seitneigung ist möglich. Parkinson-Erkrankte halten oft den Kopf und Oberkörper nach vorne geneigt. All das kann Schmerzen verursachen oder mit ihnen in Verbindung stehen. 

Die Fehlhaltungen können ein extremes Ausmaß annehmen. Ein Pisa-Syndrom oder eine Kamptokormie sind möglich.

Außerdem kann sich durch die Seitneigung eine bereits bestehende Skoliose sogar verstärken und auch hier Schmerzen verursachen.


Typische Probleme bei Fehlhaltungen

Auf dem ersten Blick sind leichte Fehlhaltungen eher ein ästhetisches Problem. Als Physiotherapeutin weiß ich, dass es leider nicht so ist. Die Fehlhaltungen gehen häufig mit muskulären Dysbalancen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen einher. Auch die inneren Organe stehen unter Druck, wenn die Seitneigung sehr stark ist. Meistens ist der Zustand harmloser. Die Bewegungen fühlen sich nicht mehr so angenehm an. Außerdem erlebe ich immer wieder, wie z.B. Schulterschmerzen als Folge hinzukommen.

Leider kommt es in einigen Haushalten unter den Familienmitgliedern zur Gereiztheit, weil der Erkrankte scheinbar zu "störrisch" ist, sich aufrecht hinzusetzen oder sich beim Gehen massiv abstützt. Schnell schleicht sich bei Angehörigen das Gefühl ein: "Er will überhaupt nicht!"

Andere Erkrankte kämpfen mit dem Gefühl oder der Tatsache, zur Seite zu kippen. Das ist im Stehen und Sitzen anstrengend und verstärkt die Sturzneigung und Angst zu fallen.

Aber auch der andere Blick auf die Welt ist eines der Probleme. Wenn du so stark gebückt gehst, hast du vermutlich nicht nur Rückenschmerzen, sondern siehst auch weniger von der Welt.


Was hilft gegen Fehlhaltungen bei Parkinson

1

Lockern

Bevor du irgendetwas anderes startest, empfehle ich dir, dich zu lockern. Wiederhole ruhige, große Bewegungen. Fange hiermit ruhig klein an und versuche den Bewegungsspielraum möglichst schmerzfrei zu erweitern. Nimm hierbei deinen ganzen Körper, die Beine und die Arme mit.

Du kannst dich auch dehnen. Achte hierbei darauf, dass dein Körper länger braucht. Dehnungen von wenigen Sekunden bringen nur wenig Effekt. Lieber sanft die Dehnung durchführen, dafür 2-10 Minuten. Spüre, was dir guttut. Achte auf die Atmung!  

2

Haltungsschule

Erst nachdem du gelockert bist, macht eine Haltungsschule Sinn. Vorher wird dir die aufrechte Haltung sehr schwerfallen, dich anstrengen und frustieren. 

3

Krafttraining/ Muskelaufbau

Wenn du in der Lage bist, eine "gute" Haltung einzunehmen, ist es hilfreich, wenn du deine Muskulatur weiter kräftigst. Ich empfehle dir dies nur sanft zu tun, wenn dein Zustand sehr schlecht ist. Beobachte, ob ein Krafttraining eine Verbesserung bringt.

4

Balance Training

Fehlhaltungen, die durch Parkinson entstehen oder verstärkt werden, hängen auch mit der Störung der Reflexe zusammen. Außerdem ist für eine gute Haltung ein feines Zusammenspiel deiner Muskulatur notwendig. Daher ist ein entsprechendes Training hierzu auch sinnvoll.

5

Abstützen

Irgendwann geht es nicht anders. Du bist erschöpft, hast Schmerzen und brauchst eine Pause. Oder aber die Haltung ist so schlecht, dass die Sturzgefahr wächst. Stütze dich in diesem Fall ab. Im Sitzen hat sich ein Stuhl mit Armlehnen bewährt, beim Gehen ein Stock oder Rollator. Teste es, was zu dir passt. Bitte bedenke nur, dass Übungen wichtig sind, um den Zustand zumindest so zu halten. 

Parkinson: Übungen bei Fehlhaltungen bringen die was?

Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat an einigen Parkinson-Erkrankten gezeigt, dass eine Haltungsschule sinnvoll sein kann. Ähnliche Erfahrungen habe ich in der Praxis und in meinem Online-Training gemacht. Meine durchweg positiven Erfahrungen und die angewandten Methoden findest du weiter oben.

Allerdings bin ich mir dessen bewusst, dass der Pathologie auch eine fehlerhafte Aktivierung der Muskeln und/ oder auch eine Veränderung der Muskelzellen zugrunde liegen kann. Möglicherweise ist der schnelle Verlauf dieser Pathologie unaufhaltsam und kann mit einem zu intensiven Training sogar  nachteilig beeinflusst werden. Dies solltest du berücksichtigen, indem du achtsam bist. Lasse auch in diesem eher seltenen Fall die Nebenwirkungen von Medikamenten kontrollieren.


Zusammenfassung

Fehlhaltungen kommen bei Parkinson sehr häufig vor. Allerdings ist mir in meiner Laufbahn noch kein schneller und unaufhaltsamer Verlauf begegnet. Meistens ist es so, dass die Haltung langsam schlechter wird und lange durch Übungen in einem Zustand gehalten werden kann, der ein selbstständiges Leben ermöglicht. Dabei kann es zu Schmerzen und Unwohlsein kommen. Auch die Angst vor Stürzen beim Gehen oder davor, vom Stuhl zu kippen, kommt in der Praxis vor. Mit Maßnahmen lassen sich die Symptome und Ängste aber oft kontrollieren. Daher möchte ich dich ermutigen, selbstständig zu üben.


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Silke van Beuningen - Physiotherapeutin (B)

Silke van Beuningen - Physiotherapeutin (B)