Die Feinmotorik ist bei Parkinson schnell in Mitleidenschaft gezogen.
Manche Betroffenen können das so hinnehmen, weil die Grobmotorik für sie wichtiger ist oder weil die Beschwerden in der Feinmotorik erst später im Verlauf so stark werden, dass ihre Fähigkeiten eingeschränkt sind.
Doch wie ist das, wenn du ständig vor dem Problem stehst, dass du dich nicht anziehen kannst, dein Handy nicht zu bedienen ist oder du dein Hobby nicht mehr ausüben kannst?
Was kannst du dann tun?
Kennst du diese Puzzle- oder Bastelaufgaben? Diese Greif- und Fingerfertigkeitsübungen? Oder Spiele, die die Beweglichkeit und Geschicklichkeit schulen sollen?
Fühlst du dich da manchmal in den Kindergarten hineinversetzt und möchtest endlich wissen, ob es etwas bringt?
Denn, wenn es etwas bringt, dann kannst du dich leichter überwinden.
Aber welche Übungen helfen dir wirklich dabei, dass du leichter dein Hemd zuknöpfen kannst?
Vielleicht übst du ständig und der Effekt bleibt aus.
Für das gute Funktionieren der Feinmotorik sind zwei Komponenten verantwortlich. Erstens das Zusammenspiel der Muskeln und zweitens die neuronale Ansteuerung.
Daneben kann der Tremor das erfolgreiche Durchführen einer feinmotorischen Tätigkeit verhindern. Diesen kannst du aber nur wenig bzw. nur kurz aktiv reduzieren.
Bei Parkinson ist zuerst die automatische Ansteuerung gestört. Bei weiterer Ausbreitung im Gehirn auch die bewusste Ansteuerung.
Durch das Nicht-Benutzen verschlechtert sich das muskuläre Zusammenspiel.
Ist das kompliziert?
Ja, stimmt. Ich will es mal anders umschreiben, damit dir anschließend deutlich ist, wie du deine Feinmotorik in deinem Fall beeinflussen kannst.
Vergleich Navi und Feinmotorik bei Parkinson:
Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin und ich die Strecke nicht kenne, nutze ich mein Navi Herr Bert. Herr Bert sagt mir, wo es lang geht, und ich setzte die Vorgaben dann, so gut ich kann um.
Anders läuft es in deinem Gehirn auch nicht ab. Die Schaltzentrale gibt Anweisungen, deine Muskeln führen die Bewegung aus.
Je feiner die Bewegung, desto genauer muss die Umsetzung sein.
Solange zwischen Herr Bert und mir alles gut läuft, komme ich störungsfrei am Zielort an.
Störungsfrei bedeutet, dass du ohne Probleme dein Hemd zuknöpfen kannst.
Doch was ist, wenn sich Parkinson einmischt?
Parkinson reduziert im Gehirn durch den Dopamin-Mangel die Reizübertragung.
Wenn ich auf mein Beispiel zurückkomme, bedeutet das, dass Herr Bert nicht mehr richtig funktioniert. Herr Bert ist ständig am Rechnen, aber bevor er eine Anweisung gibt, bin ich schon an der Kreuzung vorbei.
Wenn ich den Weg kenne, den ich fahren will, biege ich dennoch rechtzeitig ab.
Im Alltag bedeutet die Einmischung von Parkinson Chaos. In der Feinmotorik führt das – neben dem Tremor – zu sichtbaren Schwierigkeiten. Das Zuknöpfen deines Hemdes dauert länger, ist aber mit hoher Konzentration durchführbar.
Im späteren Verlauf, wenn das bewusste Handeln gestört ist, lenkt Parkinson nicht nur Herrn Bert ab, sondern unterhält sich auch mit dem Fahrer. Dadurch kannst du nicht schnell genug eingreifen, wenn Herr Bert dich in die Irre führen will.
Was deine Feinmotorik betrifft wird es immer schwieriger. Du musst dich wahnsinnig konzentrieren und trotzdem dauert es lange, bevor du die Knöpfe geschlossen hast oder es klappt zeitweise gar nicht.
Wie kannst du nun auf deine Feinmotorik Einfluss nehmen und sie verbessern?
1. Bring Parkinson zum Schweigen.
Alles, was einen positiven Einfluss auf deine Parkinson-Symptome hat, kann helfen.
- lockern
- positive Einstellung
- optimale Medikamenteneinstellung
- optimale Zeit – On
- spielerische Übungen, wenn du merkst, dass sie dir guttun
2. Übernimm selbst die Steuerung.
Anfangs ist nur der automatische Bewegungsablauf gestört. Du kannst über bewusstes/konzentriertes Handeln zum Ziel kommen.
Möglichkeiten sind:
- konzentriert die Bewegungen durchführen – Hemd zuknöpfen
- Bewegungsabläufe bewusst erlernen – Motor learning
3. Trainiere genau die Tätigkeit, die du brauchst.
- Knöpfe 10 Minuten am Stück so oft dein Hemd auf und zu, wie du kannst.
- Visualisiere die Bewegung. Mache in Gedanken das Hemd immer wieder zu.
Übungen, die noch so vielversprechend aussehen, aber nur wenig mit der eigentlichen Wunschbewegung zu tun haben, werden im späteren Verlauf weniger effektiv sein.
In frühen Stadien ist es wichtig, viele Bewegungen zu machen und daran Spaß zu haben. Später und vor allem auch mit Demenz rate ich dir, die funktionelle Bewegung selbst gezielt zu üben.
Wenn du besser dein Hemd zu knöpfen möchtest, dann:
- knöpfe jeden Tag dein Hemd zu.
- denke immer wieder daran, wie du dein Hemd zuknöpfst (visualisiere).
- übe einen positiven Effekt auf Parkinson und deine Stimmung aus.
Wenn du aber stattdessen übst ein Bauteil zu feilen oder eine allgemeine Handübung machst, kann es sein, dass im späteren Verlauf keine Verbesserung beim Hemd zuknöpfen erfolgt.
Eine Verbesserung der Feinmotorik kann dennoch eintreten, weil dich das Feilen entspannt und deine Konzentration schult oder du es liebst und glücklich bist. Oder bei der allgemeinen Übung eine Lockerung eintritt, wodurch du deine Finger besser bewegen kannst.
Mein Fazit ist:
Alles, was du liebst und mit Leidenschaft ausführst, wird dich grundsätzlich weiterbringen als Tätigkeiten, die du hasst.
Je mehr zu dein Gehirn förderst, desto mehr Einfluss hast du auf Parkinson.
Allerdings:
Für die Ausführung einer bestimmten Bewegung ist die effektivste Übung die Tätigkeit selbst. Wenn du weißt, was du konkret erreichen möchtest, hast du deine Übung gefunden.
Probiere es aus! Ein Effekt ist in der Regel messbar.
Wenn du merkst, dass deine bisherigen Übungen nichts bringen, dann verändere die Übungen oder die Intensität.
Viel Spaß beim Üben und bleib fit trotz Parkinson