Parkinson – Reicht 2 mal pro Woche Physiotherapie?

0  comments

Immer wieder berichten Parkinson-Erkrankte, dass sie schon so viel machen. Sie gingen zwei Mal pro Woche zur Physiotherapie und das würde ja reichen. Stimmt das? Darum geht es hier in diesem Beitrag.


Reicht Physiotherapie bei Parkinson?

Wenn du zwei Mal pro Woche zur Physiotherapie gehst, ist es sicherlich gut. Doch wie viel bewegst du dich da wirklich - selbst?


Deine Situation

Um eine realistische Einschätzung zu machen, möchte ich dich einladen, deine Situation zu überprüfen. Geh bitte in Gedanken deine normalen Behandlungen einmal durch.

Eine Therapieeinheit dauert in der Regel 20 oder 30 Minuten.  Wie viel Zeit sprecht ihr über Alltägliches oder die aktuellen Probleme? Wie lange übst du dann selbst aktiv? Kommst du dabei ins Schwitzen oder wirst du eher nur bewegt, gedehnt oder massiert?

Dies ist erstmal keine Wertung, sondern soll dir nur Klarheit geben. Es gibt viele Gründe, warum ein Gespräch am Anfang wertvoll und wichtig ist. Und es gibt auch Momente, in denen kurze Massagetechniken oder passives Dehnen hilfreich sein kann.

Deshalb mag es sich auch stimmig anfühlen, wenn du Schmerzen hast und der Therapeut die Arbeit übernimmt. Das wird dir sicherlich immer wieder gut tun. Aber... 

 

Die Europäische Physiotherapie-Leitlinie

Als kleinen Einschub möchte ich dennoch erwähnen, dass in der Europäischen Physiotherapie-Leitlinie beim idiopatischen Parkinson-Syndrom keine passiven Behandlungen empfohlen werden.

Eine Dauermassage oder ständiges passives Dehnen ohne die aktiven Dehnübungen und Methoden zu lehren, halte ich für sehr kritisch. Du hast leider keine Erkrankung, die sich durch 6 Physiotherapiebehandlungen auflösen lässt. Du brauchst eigene Strategien für zuhause! 

Gut, ich habe kürzlich eine Studie in der Hand gehabt, in der es hieß, dass die Schmerzbehandlung bei Parkinson zu kurz käme. Dort wurden auch passive Methoden erwähnt, die hilfreich sein könnten. Aber ich bezweifle stark, dass dies in einem großen Umfang dauerhaft die beste Methode ist.

Massagen sind wie Autoaussaugen. Ein Ölwechsel oder eine Reparatur hat definitiv einen anderen Effekt auf die Langlebigkeit deines Fahrzeuges. Und so sehe ich das auch bei Parkinson. Massagen heben deine Stimmung und schaffen Erleichterung, aber das war es dann auch schon.


Vorteile von Bewegung

Bewegung hilft die Symptome zu lindern und wirkt positiv auf das verklumpen des Alpha-Synucleins und damit den Verlauf deiner Parkinson-Erkrankung. Bewegung beugt weiteren Gesundheitsrisiken vor und stärkt deine Lebensqualität. Du kannst damit dein ganzes Wohlbefinden und Leben steuern. Damit stärkst du auch dein Selbstwertgefühl, weil du weniger hilflos und auf andere Menschen oder Therapeuten angewiesen bist. 


Fazit

Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Selbst wenn du immer aktiv übst, würdest du dich nur maximal 60 Minuten pro Woche bewegen. Die WHO empfiehlt aber eine moderate körperliche Aktivität von mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche. Das heißt, die Physiotherapie alleine ist zu wenig, um das Minimum an körperlicher Aktivität abzudecken. 


Ausreichend bewegen mit Parkinson

Hilfreich ist, wenn du dich täglich viel bewegst und z.B. spazieren gehst oder Rad fährst. Außerdem ist ein tägliches Übungsprogramm für viele Parkinson-Erkrankte hilfreich, um die Symptome selbstständig in den Griff zu bekommen. Es geht ja nicht darum, dass du theoretisch Übungen kennst, die dir helfen könnten, sondern darum, dass du sie tatsächlich machst.

Darüber hinaus empfehle ich dir auf die Intensität deines Übungsprogramms zu achten. Denn Studien zeigen klar, dass eine höhere Anstrengung bei der körperlichen Aktivität einen weitreichenderen Effekt auf dein Gehirn haben. Du investierst damit in deine Zukunft und unterstützt einen positiveren Verlauf.

Möchtest du mehr Unterstützung?

Einfach mit Videos Üben + Expertentipps nutzen

Mehr Bewegung in deinen Alltag integrieren

Es ist sicherlich möglich sich mehr und ausreichend im Alltag zu bewegen, ohne zum Physiotherapeuten zu gehen oder Unterstützung zu haben. Wichtig ist, dass du dich tatsächlich bewegst. Natürlich gibt es effektivere Übungen und Trainingseinheiten als andere. Und mit Unterstützung fällt es vielen Menschen einfacher motiviert zu sein, einen guten Einstieg zu finden und dranzubleiben. Auch bei Problemen weiß ein Physiotherapeut schneller eine passende Strategie. 

Wenn du Unterstützung suchst, findest du in meinem Online-Trainingsbereich eine günstige und einfache Möglichkeit abwechslungsreich und so intensiv zu üben, wie du es kannst und aktuell brauchst.


Werde fit trotz Parkinson


Vielleicht interessiert dich auch:

Parkinson Lebenserwartung: Sind deine Sorgen begründet oder ist Parkinson vielleicht doch irgendwie heilbar?

Parkinson: (K)ein Grund zur Panik: Wie die Diagnose deine Lebenserwartung ändertDie Diagnose Parkinson ist ein Schock. Vermutlich fragst du dich deshalb gleich, wie bei Parkinson deine Lebenserwartung ist.Und auch mit der Zeit kommen immer wieder mal Momente, in denen du Angst vor der Zukunft haben kannst.Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung. Die Krankheit schreitet meistens langsam

Read More

Warum Übungen bei Parkinson nicht klappen und was du tun kannst

Silke: „Die Übungen klappen bei mir nicht! Ich kann doch überhaupt nicht stehen. Wie soll ich die Übungen dann ausführen?“ So, oder anders treten meine Kunden an mich heran. Oft geht es dabei auch um das Thema Schmerzen oder Gleichgewichtsschwierigkeiten. Die Übungen klappen dann einfach nicht – zumindest sind sie auf dem herkömmlichen Weg nicht ausführbar. Die

Read More

Mit diesen Parkinson-Symptomen musst du morgens rechnen

Besonders morgens können die Parkinson-Symptome lästig und herausfordernd sein. Denn die Medikamente wirken zu dieser Zeit häufig noch nicht ausreichend. Bist du morgens so steif, dass du kaum aus dem Bett kommst? Dann erfährst du in diesem Beitrag mehr zu diesem Thema und bekommst 5 wirkungsvolle Tipps, um besser mit den Parkinson-Symptomen am Morgen umzugehen und

Read More

Bewegungsarmut bei Parkinson

Bewegungsarmut ist bei Parkinson ein Begriff, der etwas für Verwirrung sorgt. Manchmal wird er nämlich als Synonym für die Akinese – also der pathologischen Bewegungslosigkeit – verwendet. Im Grunde zeigt sich die Bewegungsarmut aber schon viel früher im Krankheitsverlauf. Die automatischen Bewegungen sind eingeschränkt. Ein Arm schwingt weniger mit. Die Schritte werden kleiner. Das Bewegen fällt

Read More